TESE: Entnahme und Einfrieren von Hodengewebe zur Gewinnung von Spermien

In manchen Fällen finden sich im Ejakulat des Mannes nur noch einzelne oder gar keine Spermien mehr. Bei etwa 70 % dieser Patienten lassen sich Spermien für die ICSI aber trotzdem noch direkt aus dem Hodengewebe gewinnen. Zu diesem Zweck arbeiten wir eng mit der urologischen Universitätsklinik (Caritas-Krankenhauses St. Josef) in Regensburg zusammen. Um zu einer sicheren Diagnose zu gelangen, muß sich der Mann vor der Gewebsentnahme einer gründlichen urologischen Untersuchung unterziehen, zu der auch die Bestimmung der Hormone gehört. Für das Fehlen der Spermien können bestimmte erbliche Defekte verantwortlich sein, weshalb im Rahmen der Voruntersuchungen auch eine genetische Analyse durch das Zentrum für Humangenetik Regensburg (Frau Prof. Dr. med. U. Hehr) sinnvoll ist.

Die Entnahme von Hodengewebe ist ein risikoarmer Eingriff. Sie wird durch unsere urologischen Kooperationspartner in unserem Operationsbereich ambulant unter Vollnarkose durchgeführt. Meist werden mehrere Gewebsproben von Reiskorngröße entnommen.

Ein kleiner Teil davon wird von den Mitarbeitern des IVF-Labors sofort auf das Vorhandensein von Spermien untersucht. Ein weiteres kleines Gewebsstück wird zur feingeweblichen Untersuchung an das Institut für Pathologie der Universität Regensburg versandt. Der Rest wird in Portionen aufgeteilt, in spezieller Gefrierschutzflüssigkeit in strohhalmförmige, verschließbare Kunststoffcontainer verpackt und durch einen Gefrierautomaten in genau festgelegten Schritten auf –196 °C abgekühlt. Bei dieser Temperatur können die Proben ohne Qualitätsverlust gelagert werden, bis die Partnerin mit der hormonellen Stimulationsbehandlung beginnt.

Bei der später durchgeführten Kinderwunschbehandlung wird am Tag der Eizellgewinnung eine Portion des Gewebes aufgetaut und in Kulturflüssigkeit so weit zerkleinert, dass die Spermien freigesetzt werden (sogenannte testikuläre Spermien-Extraktion, „TESE“). Sie werden dann genauso wie Spermien aus dem Ejakulat mittels ICSI in die Eizellen gebracht.