Ursachen für eine eingeschränkte Fruchtbarkeit: „Warum klappt es bei uns nicht?“

Wenn eine Schwangerschaft trotz regelmäßigen Geschlechtsverkehrs länger als ein Jahr auf sich warten lässt, liegt vermutlich eine Einschränkung der Fruchtbarkeit vor. Je länger der Kinderwunsch schon besteht, umso schwerwiegender sind oft die ursächlichen Faktoren.

Nach 6 Monaten unerfüllten Kinderwunsches liegen z.B. nur bei 20% der Paare Einschränkungen der Fruchtbarkeit vor, nach zwei Jahren dagegen bei 75%. Oft gibt es Probleme in mehreren Bereichen, die erst in der Kombination, also bei diesem individuellen Paar, zum Tragen kommen.

Ein wichtiger Aspekt ist auch das Alter der Frau. So nimmt die Fruchtbarkeit ab dem 30. Lebensjahr langsam und nach dem 35. Lebensjahr deutlicher ab. So kann die Erfüllung des Kinderwunsches aufgrund der nachlassenden Fruchtbarkeit auf natürliche Weise schwierig werden, auch wenn ansonsten keine erkennbaren medizinischen Einschränkungen vorliegen.

Vor diesem Hintergrund ist eine rechtzeitige Untersuchung beider Partner bei Ausbleiben der gewünschten Schwangerschaft spätestens nach einem Jahr sinnvoll, um nicht wertvolle Zeit zu verlieren.

Vier Bedingungen müssen gegeben sein, damit ein Paar gemeinsam fortpflanzungsfähig ist.

Eine Eizelle guter Qualität

Probleme beim Follikelwachstum und Eisprung sind sehr häufig und machen ungefähr bei 30% der Paare den Hauptgrund für ungewollte Kinderlosigkeit aus. Dies ist meistens erkennbar an unregelmäßigen oder ausbleibenden Regelblutungen.

Eibläschenreifungsstörung - Ursachen für Probleme

  • fehlende Produktion des Hormons GnRH im Zwischenhirn
  • falscher Rhythmus der Ausschüttung von GnRH, z.B. durch Stress, starken Gewichtsverlust, einseitige Ernährung, übermäßige sportliche Belastung u.a.
  • erhöhte störende Hormone, z.B.  aus gutartigen Knoten in der Hirnanhangsdrüse, die Prolaktin, ein „Stresshormon„ bilden
  • polyzystische Eierstöcke (PCO-Syndrom) mit einem Ungleichgewicht der Steuerhormone FSH und LH und gehäuften Zuckerstoffwechselstörungen
  • vorzeitige Erschöpfung des Follikelvorrats (prämatures Ovarialversagen)
  • zunehmendes Alter der Frau mit Abnahme der Eizellqualität
  • genetische Ursachen, z.B. Veränderung der Anzahl oder Struktur der Chromosomen

 

Bewegliche Spermien

In ca. 80% der Fälle sind Einschränkungen der Spermaqualität, die anhand der Anzahl, Beweglichkeit und des Aussehens der Spermien nach genauen Vorschriften der Weltgesundheitsbehörde (WHO-Kriterien) eingeteilt wird, als ein Faktor nachweisbar.

Einschränkung der Spermaqualität - Ursachen für Probleme

  • Hormonstörungen im Zwischenhirn oder der Hirnanhangsdrüse
  • Hodenhochstand in der Kindheit
  • Antikörperbildung gegen Spermien, z.B nach Verletzungen oder Operationen im Hodenbereich
  • Entzündungen des Hodens oder der ableitenden Samenwege
  • Verschluss oder Fehlanlage der Samenleiter
  • Hodentumore
  • genetische Ursachen wie z.B. Veränderung der Anzahl oder Struktur der Chromosomen, fehlende Genbereiche (Deletionen) auf dem Y-Chromosom
  • Strahlen- oder Chemotherapie
  • Medikamente, Dopingmittel (Testosteron)
  • Nikotin

 

Intakte Transportwege

Der Weg der Spermien zur Eizelle, die im Eileiter auf sie wartet, ist mühselig und die Verluste auf diesem Weg sind groß. Hindernisse können vor allem im Gebärmutterhals und im Eileiter selbst bestehen. Auch der Weg des Embryos vom Eileiter zur Gebärmutterhöhle kann gestört sein:

Transportwege - Mögliche Hindernisse

  • Entzündungen oder Voroperationen des Gebärmutterhalses (Konisation), die die Schleimproduktion und Qualität beeinträchtigen.
  • Spermienantikörper im Schleim, die sich an die Spermien heften und sie unbeweglich machen.
  • Veränderungen der Zona pellucida (Wand der Eizelle) die vom Spermium durchdrungen werden muss.
  • Eileiterverschluss oder -schädigung durch nicht erkannte oder nicht behandelte Entzündungen in der Bauchhöhle.
  • Verwachsungen durch Voroperationen im Bauchraum, z. B bei Blinddarmentzündungen oder Darmoperationen.
  • Endometriose, eine Erkrankung, bei der Zellen der Schleimhaut der Gebärmutter (Endometrium) außerhalb der Gebärmutter wachsen. Dies kann zu Verwachsungen an den Eileitern und Störungen der Eierstockfunktion und der Einnistung des Embryos in der Gebärmutter führen.

 

Ungestörte Einnistungsbedingungen

Das Milieu im Inneren der Gebärmutter beeinflusst die Einnistung des Embryo und den Verlauf der frühen Schwangerschaft. Gerade hier entscheidet sich sein Schicksal. Eine große Zahl auch genetisch einwandfreier Embryonen scheitert bei der erfolgreichen Implantation.

Einnistungsbedingungen - Mögliche Hindernisse

  • ungenügende hormonelle Vorbereitung der Schleimhaut der Gebärmutter durch die Hormone des Eibläschens.
  • Schwächen des Immunsystems, die ein Erkennen des Embryos erschweren und zum Ausbleiben notwendiger schützender Reaktionen für die Einnistung führen.
  • angeborene Fehlbildungen der Gebärmutter, die entwicklungsgeschichtlich aus zwei Muskelschläuchen zusammenwächst. Fehler können bei jedem Schritt dieses Ablaufs auftreten. Je nach Ausprägung kann dies eine Ursache für Einnistungsstörungen und frühe Fehlgeburten sein.
  • gutartige Schleimhautpolypen, die entzündliche Veränderungen bewirken.
  • submuköse Myome (Muskelknoten) können in die Gebärmutter hineinwachsen und die Durchblutung der Schleimhaut negativ beeinflussen.
  • Ausschabungen oder Probleme im Wochenbett mit Verwachsungen in der Gebärmutter, die die Höhle komplett verkleben können (Asherman-Syndrom).
  • Endometriose s.o.