Einfrieren von Spermien und Hodengewebe

Die Kryokonservierung von Ejakulat dient der Anlage einer „Fruchtbarkeitsreserve“ für den Mann. Bei bösartigen Krebserkrankungen steigen heute die Überlebenschancen durch eine verbesserte Früherkennung und verbesserte Behandlungsmöglichkeiten ständig an. Andererseits ist auch heute noch die Wirkung einer Chemo- oder Strahlentherapie auf die Fruchtbarkeit individuell sehr unterschiedlich und nicht sicher vorherzusagen.

Für Männer, die ihre Familienplanung noch nicht sicher abgeschlossen haben, sollte daher die Kryokonservierung von Ejakulat vor Beginn der Tumortherapie fester Bestandteil des Behandlungskonzeptes sein. Auch bei Jugendlichen zwischen 14 und 17 Jahren besteht bereits die Möglichkeit, Samenproben einzufrieren.

Ein anderer Grund zur Kryokonservierung kann eine anstehende Sterilisationsoperation des Mannes zur dauerhaften Verhütung sein. Da die Durchtrennug der Samenleiter nicht sicher rückgängig zu machen ist, kann es sinnvoll sein, für den Fall veränderter Lebensumstände vor dem Eingriff ein Samendepot anzulegen.

Nach der Abgabe der Samenprobe wird ein Spermiogramm angefertigt, d.h. die Konzentration, Beweglichkeit und Form der Spermien wird untersucht. Sind die Voraussetzungen für eine spätere Verwendung gegeben, wird danach das Ejakulat mit spezieller Gefrierschutzflüssigkeit vermischt und portionsweise in strohhalmförmige, verschließbare Kunststoffcontainer abgefüllt und auf -196°C abgekühlt. Bei dieser Temperatur können die Proben dann über viele Jahre gelagert werden.

Im Fall des Auftauens kommt es allerdings zwangsläufig zu einer Verschlechterung der Spermienbeweglichkeit und damit zu einer Herabsetzung der natürlichen Befruchtungsfähigkeit. Daher ist eine erfolgversprechende Kinderwunschbehandlung mit kryokonservierten Spermienproben häufig nur in Form der ICSI-Therapie möglich.

Wenn das Anlegen eines Kryodepots nicht möglich ist, z.B. wenn die Ejakulationsfähigkeit eingeschränkt ist oder die Qualität der Samenprobe nicht ausreichend ist, kann die Entnahme von Hodengewebe zum Einfrieren in Betracht kommen. Bereits in den Kanälchen des Hodengewebes erreichen die Spermien ihre Befruchtungsfähigkeit.